Unser Geist steht selten still – wir machen uns permanent Gedanken über so ziemlich alles. Dabei scheinen unsere Gedanken ein Eigenleben entwickelt zu haben. Sie wirken völlig unkontrolliert. Der Gedanke, was mich morgen bei der Arbeit erwartet wird sogleich abgelöst von dem Gedanken, was es zum Abendessen gibt. Sofort poppt die Sorge auf, es nicht mehr zum Einkaufen zu schaffen, gefolgt von den Bedenken über das morgige Meeting. Die Buddhisten nennen das Hin – und Herspringen der Gedanken monkey mind.
Wir fühlen uns diesem monkey mind zuweilen ausgeliefert. Durch das hektische Hin und Her fällt es uns schwer einen klaren Gedanken zu fassen oder – noch schlimmer – zur Ruhe zu kommen. Das Gedankenkarussell verfolgt uns bis in den Schlaf und wenn wir nachts aufschrecken, wartet es schon auf uns, um uns den Weiterschlaf zu rauben.
Im Zen wird das monkey mind mit einem See verglichen, in dem Wellen – unsere Gedanken – den Schlamm vom Seegrund aufwühlen und ihn trübe machen. Kein klares Wasser mehr, sondern eine mit Schlamm durchmengte braune Brühe. Das ist unser Geist, der von unablässigen Gedanken beherrscht wird.
Auch im Yoga wird das Bild eines Sees beschrieben. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Wellen, der Bewegungen im Geist.
In der Sutra 1.2 schreibt Patanjali, dass wir, wenn wir all diese vrittis – diese Gedanken, Gefühle, mentalen Muster, die Brille, durch die wir sehen, wenn wir unsere Welt betrachten – zur Ruhe kommen lassen, der See wieder klar und ruhig daliegt. Dann treten wir ein in die Stille und erfahren in ihr unsere wirkliche, unsterbliche Natur und unser inneres Licht, Purusha.
In der Meditation versuchen wir, die Wellen im See zu beruhigen, den aufgewühlten Schlamm absinken und das Wasser klar werden zu lassen. Mit dem Blick auf den Grund, durch kristallklares Wasser, schaffen wir wieder Klarheit für uns selbst, für unser Leben und das, was wir aus unserem Leben machen wollen.
Oder anders ausgedrückt, wir versuchen, die Lücke zwischen zwei Gedanken immer größer werden zu lassen.
Das monkey mind ist aufsässig
Gerade wenn wir anfangen zu meditieren, stellen wir fest, dass unser monkey nicht kampflos aufgibt. Wir setzen uns, werden still – und unsere Gedanken freuen sich, weil sie sich jetzt so richtig austoben können. Das Karussell dreht plötzlich schneller als sonst. Wir werden still und die Reize von außen werden stärker. Viele brechen hier genervt und enttäuscht ab.
Doch es gilt durchzuhalten. Deshalb konzentrieren wir uns auf den Atem. Ein und Aus. Sobald ein Gedanke aufpoppt, lassen wir ihn ziehen. Wir bewerten ihn nicht, ordnen ihn nicht ein, lassen uns nicht von ihm beeindrucken. Er ist nur einer von vielen. Er zieht vorbei wie Wolken am Himmel. Auch der nächste und der übernächste. Wir kommen immer wieder zurück zur Atmung.
Bis wir eines Tages tiefer in der Lücke zwischen zwei Gedanken versinken und unbemerkt ist sie größer geworden. In der Stille, die dann entsteht, liegt eine Wohltat, ein energetisches Auftanken, Regeneration.
Die positive Wirkung von Meditation ist wissenschaftlich erwiesen, aber auch ohne diesen Beweis werden wir diesen Effekt schnell spüren.